Entstehung

 

Der Garten der Begegnung Rottenburg war ursprünglich gestartet als Interkultureller Garten und damit als Angebot an Geflüchtete und Ehrenamtliche konzipiert, um sich beim Gärtnern gegenseitig besser kennen zu lernen. Durch das Einbinden weiterer Kooperationspartner konnte die Zielgruppe aber deutlich erweitert werden. Schließlich fand sich eine Gruppe von Initiatoren, die neben dem  Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Rottenburg das Projekt Lokales Bildungsnetz Rottenburg (LoBiN) des Vereins Diasporahaus Bietenhausen, die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und den Verein Lebenshilfe Tübingen e.V. einbinden konnte.

Die Grundstückssuche für den Rottenburger Garten der Begegnung gestaltete sich zunächst schwierig, da die Anforderungen auf Grund der verschiedenen Zielgruppen recht hoch waren. Eine Vorgabe war natürlich die zentrumsnahe Lage, eine weitere ein nicht zu abschüssiges Gelände, um zumindest eine gewisse Barrierefreiheit einrichten zu können, zum Dritten musste perspektivisch der Bau einer Hütte als Begegnungsraum möglich sein (Baugenehmigung). Verschiedene angebotene Grundstücke mussten daher von der Organisationsgruppe abgelehnt werden.

Im Herbst 2016 war endlich ein geeignetes Grundstück gefunden, das alle Anforderungen erfüllte und von der Stadt erworben werden konnte.

Allerdings erwies es sich als schwierig, zu dieser Jahreszeit sofort mit einem Gartenprojekt zu beginnen. Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde dann im Februar 2017 eine große Rodungsaktion durchgeführt, zu der die Gesamtbevölkerung eingeladen war und an der an zwei Tagen (Freitag und Samstag) rund 50 freiwillige Helfer, darunter auch 10 geflüchtete Menschen, teilgenommen haben. Hierbei wurden Überreste einer offensichtlich abgebrannten Gartenhütte entdeckt, die sehr kostspielig entsorgt werden mussten.

Im Anschluss erwies es sich wiederum als schwierig, die Teilnehmenden auf Dauer zu motivieren, da weiterhin in erster Linie vorbereitende, planerische und infrastrukturelle Aufgaben zu erledigen waren, die für die Teilnehmenden wenig attraktiv schienen. Zudem wurden punktuelle Einladungen zu Arbeitseinsätzen und Aktionstagen nicht besonders gut angenommen. Das Organisationsteam entschloss sich daher, ab Sommer 2017 den Freitagnachmittag ab 15 Uhr als fixes Angebot zu terminieren, zu dem verlässlich immer mindestens ein Verantwortlicher vor Ort anwesend war und Interessierte in die anstehenden Arbeiten einweisen und mit Verpflegung für die Pausen auch ein „Wir“-Gefühl herbeiführen konnten.

Parallel konnte die Lindenschule (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum) für ein Hochbeete-Projekt gewonnen werden und die Kinderkrippe Klause für die Pflege eines kleines Beet-Abschnitts. Beide Einrichtungen können aus organisatorischen Gründen den Freitagnachmittag nicht nützen und sind stattdessen Dienstag vormittags vor Ort. Ein gespendeter ausrangierter Bauwagen dient mittlerweile als Lagerraum für Gartengeräte und soll Jugendlichen als Projekt zum Ausbau angeboten werden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hat das Projekt volle Fahrt aufgenommen.

Im Herbst 2017 wurde deutlich, dass der Boden des Grundstücks in weiten Teilen nicht bewirtschaftet werden kann, wenn nicht großflächig Wurzelstöcke ausgegraben werden. Da dies von Hand nicht zumutbar war, wurde ein Unternehmer damit beauftragt. Dabei wurde streng darauf geachtet, dass ökologisch wertvolle Bereiche erhalten blieben und die biologische Vielfalt gefördert wurde. So konnte über die Hälfte des Gartens in seinem ursprünglichen (verwilderten) Zustand belassen werden, die Hecken und Büsche an den Rändern des Grundstücks wurden lediglich sanft gepflegt. Das Totholz musste nur an den Stellen entfernt werden, an denen es die Sicherheit der Gartenbesucher gefährdet hätte.

Der Winter 2017/2018 wurde genutzt, um eine behindertengerechte Zufahrt und rollstuhlfähige Wege anzulegen. Damit sind die Vorbereitungen für den Start in die Gartensaison 2018 abgeschlossen. Am 23. März 2018 fand im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus ein in der Öffentlichkeit viel beachtetes Frühlingsfest statt, zu dem trotz durchwachsenen Wetters über 100 Besucherinnen und Besucher kamen. Das Fest zeichnete sich dadurch aus, dass genau wie vom Projekt beabsichtigt unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen in Interaktion traten. Neben einer großen Anzahl von Geflüchteten waren viele Studierende von der Hochschule für Forstwirtschaft anwesend, die auch die Bewirtung übernommen hatten, dazu Menschen mit Behinderung von einer naheliegenden Betreuungseinrichtung, außerdem Familien mit Kindern und Besucherinnen und Besucher aus der Nachbarschaft.

Das Projekt „Garten der Begegnung“ wird laufend von Studierenden der Hochschule für Forstwirtschaft wissenschaftlich begleitet. Bisher sind zwei Seminararbeiten entstanden, eine zu den Möglichkeiten, ein Permakultur-Konzept umzusetzen und eine zum Projektmanagement am Beispiel des Gartenprojekts. Beide Arbeiten sind diesem Sachbericht als Anhang beigefügt. Zwei weitere Arbeiten werden sich mit dem Bewässerungskonzept und mit der Möglichkeit, eine Trockentoilette auf dem Gelände zu installieren, befassen.

Die Bildung eines eingetragenen Vereins ist angedacht und wird angestrebt, um das Projekt zu verstetigen und die Teilnehmenden noch besser zu binden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass auch so mindestens 20 Personen dauerhaftes Interesse an der Mitarbeit im Garten haben. Das Projekt war außerdem eingebunden in die Bewerbung der Stadt Rottenburg am Neckar für eine Gartenschau in den Jahren 2026 bis 2030. Auch diese Tatsache zeigt, dass das Projekt „Garten der Begegnung“ auf dem besten Wege ist, sich im sozialen Gefüge der Stadt dauerhaft zu etablieren und damit nicht nur ein wichtiger Meilenstein bei der Integration besonders der in den Jahren 2015 und 2016 zu uns geflüchteten Menschen ist, sondern weit darüber hinaus das Zusammenleben in unserer Stadt positiv beeinflusst. Leider war die Bewerbung für die Gartenschau nicht erfolgreich.